Karte der Route in den Westfjorden (ohne Thingvellir und Vesturland im Süden), die Nummern geben die Übernachtungsorte an.

Westfjorde 11. - 20. August 2021

Thingvellir - das "Rütli" der Isländer 12. - 13. August

Es ist der Platz, an dem das erste isländische Parlament vor tausend Jahren tagte. Vellir heisst Felder und Thing heisst Versammlung. Jedes Jahr im Juni trafen sich dort "alle" Leute um Recht zu sprechen, Gesetze zu beraten, Handel zu treiben, auch Spiel und Sport fehlte nicht.

Es ist wirklich eine riesige Ebene, an deren an deren Rand sich die Alamangia durchzieht, der Kontinentalgraben zwischen Europa und Amerika, der auch heute noch 3-4 cm pro Jahr auseinander driftet.

Wir finden einen wunderbaren Platz mit grosser Weitsicht. Dann erkunden wir den Platz der Versammlung. Es geht durch weite Lavalandschaft, die schon von Moos, den ersten Pflanzen, bewachsen ist. Die älteste Kirche ist wie alle andern auch geschlossen. Dann wandern wir durch den Kontinentalgraben zurück

Am nächsten Tag nehmen wir auf dem schönen Platz das Wigwam auseinander. In der Nacht wurden wir oft gestochen, dem machen wir den Garaus. Dazu gibt es Natursendung: eine Möve hat bei einem Nachbarzelt einen Bisquitsack erobert, pickt ihn auf und frisst alle Guetzli.

Am 13. August fahren wir nach Akranes. Auf dem Weg steigen wir in einen Hottube und kommen mit einer isländischen Familie ins Gespräch. Sie lebten einige Jahre in Berlin. Die Frau fand es dort so eng, weil es überall Häuser hat und ihm fehlte das Meer. So sind die Sichten verschieden - spannend. In Akranes stehen wir direkt hinter dem Deich. Die Stadt mutet ganz amerikanisch an, weite Strassen, niedrige Häuser und in den neueren Quartieren fehlen Bäume. Wir wandern zum weissen Strand, entdecken den Hotpot, Abkühlung im Meer und wir umrunden den Leuchtturm. Traumhafter Sonnenuntergang um 10vor10.

Westfjorde  14. - 20. August

Die Westfjorde sind weit, einsam, zerklüftet und voller Überraschungen. Nachdem wir das Wigwam gewaschen haben und vom Hochlandstaub befreit, fahren wir durch weite Täler und Hochebenen nach Holmavik. Ja, Wäsche ist hin und wieder auch angesagt und wir können die Supermaschine und Trockner vom Schwimmbad benutzen.

Am Sonntag, 15. August fahren wir zuerst nach Drangsnes. Dort hat es nämlich drei Hotpots direkt an der Strasse und vor dem Kirchturm. Heute sind dort eine bayrische Familie und ein Syrer mit seinem Freund. Wir haben angeregte Gespräche über Politik, Corona und unsere Reisen. Die Steingrimsfjardarheidi ist karg, steinig, weit und einsam. Wir fahren dem Isafjord entlang bis weit nach hinten und wieder nach vorne, die Strasse sieht man immer schon auf der Gegenseite.

In Reykjanes gibt es ein Hotel, das aussen alt und abgewrakt aussieht aber einen ganz neuen und modernen Campingplatz hat. Nach einem Spaziergang zum Schotterpistenflughafen und Robbenbeobachtung lesen wir im Reiseführer, dass das Essen gut sein soll mit lokalen Produkten. Wir melden uns an und werden enttäuscht. Es gibt Schnipo, zwar fein, aber so gewöhnlich. Zudem haben wir schon tausende Schafe gesehen und noch kein Schwein.

Am 16. August geht die Fahrt weiter nach Isafjördur. Immer wieder rufen wir Ah und Oh, weil die Landschaft einfach atemberaubend ist. In Litlibaer, dem Ort mit kleinen Beeren, früher ein Bauernhof mit gegen 20 Bewohnern, heute Café, gibt es feine Waffel, mit Rhabarber- und Heidelbeerkonfi, Rahm und einfach traumhafter Aussicht

In Isafjördur möchten wir gerne etwas bleiben und wieder wandern, Berge hätte es genug. Aber schon eine Karte zu erhalten gestaltet sich schwierig. Die Reiseagenturen verkaufen lieber grössere Touren. Dann erkennen wir, dass es auch schwierig ist, weil die Hänge mehr Schutt und Kies sind. Am Bach finden wir einen schönen Platz und können sogar draussen sitzen.

Schon länger wurde schlechtes Wetter angesagt und zum Glück war es immer besser. Die Tage sind um 13-15 Grad, aber mit der Sonne fühlt es sich an wie 20 Grad. Die Nächte sind auch nicht so kalt, nur etwa 2-3 Grad kühler. Aber heute Morgen sitzt der Nebel direkt auf unseren Köpfen. Nach einer Runde duch Isafjördur, die Kirche natürlich geschlossen, fahren wir nach Bolungarvik mit dem ältesten Hafen der Westfjorde. Aber es ist kalt und nass und das Freilichtmuseum mit den 3 Hütten verlassen, so fahren wir durch den grossen modernen Tunnel zurück und weiter noch durch einen Tunnel und die Breidadalsheidi nach Flateyri. Zuerst besuchen wir das Bryggjukaffi. Hans isst einen Bagel und ich wage das Experiment einer Fischsuppe. Sie ist ausgezeichnet. Das Dorf ist auch ein Freilichtmuseum, das harte Leben der Menschen Im Fisch Ende 19. und anfangs 20 Jh. ist sogar auf deutsch beschrieben. Im ältesten Laden und Handelsplatz ist heute ein Buchantiquariat eingerichtet. Die Leute bringen ihre gelesenen Bücher und können für 100ISK 1kg Bücher kaufen. Leider gibt es nur isländische. Aber da entdecken wir auch einen Stand mit neuen und sOgar deutschen. Also kaufen wir ein isländisches Kochbuch, ein Geschichtsbuch und ein Vogelbuch, allerdings für viel mehr als 100Kroner. Es ist ein Erlebnis.

Nachdem Hans so geschwärmt hat von Pingeyri, fahren wir also hin. Es ist ein Platz genau nach unserem Gusto: direkt am Meer und direkt hinter dem Schwimmbad. In Island gibt es in ganz vielen Dörfern, auch ganz kleinen Schwimmbäder mit einem kleinen Schwimmbecken und vor allem 2-3 Hotpots, zwischen 36 und 40 Grad und ein kaltes Becken. Also die haben es uns angetan. Einen Camping wählen wir oft mit Bad, auch mangels Sauna und Erlebnisse bieten alle. Traumhafter Sonnenuntergang.

Im Café Simbahöllin des Ortes werden auch Reittouren angeboten und ich möchte doch einmal auf einem Islandpferd reiten. Also buchen wir eine kleine Tour bei Sanda River Riding. Sophie führt uns auf der alten Stute Kna und dem erfahrenen Hengst Garpur durch die Gegend. Kurze Zeit tölten wir sogar. Tölt ist ein Schritt der Islandpferde, viel schneller als Schritt. Es ist eine tolle Tour durch eine fantastische Landschaft. Der Abschluss ist eine belgische Waffel mit Rhabarberkonfi und Rahm. Sooo fein. Nach dem Hotpot mit Gesprächen über den Klimawandel in Island haben wir auch keinen Muskelkater.

Der erste Höhepunkt vom 19. August ist der Dynjandifoss, der donnernde Wasserfall. Ein riesiger Fall, der sich dann in vielen kleineren ergiesst. Wir steigen hoch, langsam wegen der vielen Fotohalte.

Dann gibt es eine sehr lange und spektakuläre Fahrt auf Schotter. Hier einige Bilder:

In Bildudalur wollte ich unbedingt zum Betonskulpteur, der ist aber nochmals 50km Schotter weit weg und das ist uns dann doch zuviel. Also kurven wir weiter über den nächsten Pass nach Talknafjördur und wie immer ist die Kirche mit dem Glasturm und dem Basaltaltar geschlossen, ein hochschwelliges Kulturangebot. Aber da ist noch der Isländer, der gut deutsch spricht, uns seine Geschichte in fünf Minuten erzählt und meint die Isländer seinen nicht so fromm. Warum bauen sie dann wohl überall Kirchen? Wir übernachten in Patreksfjördur an einem Platz mit Tisch und Bank, aber leider beginnt es zu regnen.

Nun fahren wir durch den Süden der Westfjorde, nochmals etwa 45km Schotterstrasse, rumpelig, dreckig, auf und ab, wunderbar mit atemberaubenden Stimmungen und Wolkenspielen. Wir sind froh, als wir wieder auf Asphalt landen. Um 17 Uhr sind wir in Laugar, da ist ein Bad schon fast Pflicht. Entgegen er Prognose ist schönes Wetter. Wir treffen eine junge Familie, er Berliner mit einem Master in Umweltwissenschaften, seine isländische Frau und seinen Sohn. Sie "flohen" aus Spanien wegen Corona.

Vesturland 21. - 22. August

Wir möchten den Gletschervulkan Snaefellsjökull bestaunen. Und weil unser Wigwam schon dreckig und braun betoniert ist, nehmen wir die 67 km Schotterstrasse unter die Räder. Manchmal ist sie ganz gut und bei Waschbrett ist viel angenehmer, wenn man mit etwa 50 km/h darüber brettert. In Stykkisholmur fahren wir an den Hafen und spazieren auf den Hügel. Es gibt eine schöne Sicht auf den Hafen und die kleinen Schären. Nachdem Einkauf waschen wir das Auto. Das kann man in Island an jeder Tankstelle gratis tun - super bei solchen Strassen

In Hellisandur stehen wir auf einem Lavafeld, mit Moos bewachsen. Der Gletscher ist umnebelt und es grüssen die Monster. Das Wetter ist wirklich trüb, nass und kalt. Wir fahren durch die Vulkanlandschaft mit einigen Halten nach Borgarnes. Am Platz am Meer haben wir diesen Blog geschrieben.

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