Piazza Grande von Mazzara del Vallo
Am Sonntag, 29. Mai fahren wir ab und besuchen zuerst Mazzara del Vallo. Im Reiseführer steht, dass diese Stadt sehr orientalisch angehaucht ist und eine grössere Gruppe Tunesier dies noch verstärkt. Das wollen wir sehen und erleben. Wir streifen durch die helle Stadt auf der Suche nach der Touristeninformation. Die finden wir nicht, dafür das, was wir sehen wollten. Es gibt so schöne Plätze und Winkel, die Gassen werden von Keramikplatten geschmückt und die Leute sind sehr nett und hilfsbereit. Als uns der Hunger plagt sitzen wir im Restaurant Funduq in den Schatten. Sehr feines Essen wird uns serviert und die Musik gefällt Hans so gut, dass er grad ins Traumland abdriftet. Da möchte ich doch gerne wissen, was da tönt und erhalte vom Koch gerade eine Einführung in eine neue App, Shazam. Die zeigt einem die Musik an, die gerade gespielt wird. Es ist Pepe Cepero auf der klassischen Gitarre, er spielt Agua Marina – wunderschön.
Ein kleiner Abstecher führt uns in ein Weingut Funaro. Dort ist Grande Festa mit Degustation. Wir werden zuvorkommend bedient und betreut. Der Wein ist fein und für Camper gibt es ihn auch in der Box, 5 Liter für 12 Euro.
Die nächsten paar Tage sind sehr alte Steine angesagt. Zuerst besuchen wir Selinunte. Auf dem Stellplatz wischt Giovanni schon seit 5 Uhr morgens fein säuberlich den Boden. Er arbeitete sieben Jahre in Linthal, aber seine Frau wollte nicht in die Schweiz und seine Kinder sollten hier aufwachsen. In zwei Wochen würde er mich das perfekte Italienisch lehren. Ein ehrgeiziges Projekt
Selinunte wurde 628 vC gegründet und war der Todfeind von Segesta. Die Sturzlage der Säulen weist auf die Zerstörung durch ein Erdbeben hin. Der Tempel, wahrscheinlich von Hera, gefällt uns sehr gut, vor allem, weil wir auch hineingehen können und eine Idee von der Grösse erhalten. Der Weg zum Apollotempel ist weit und heiß. Es stehen noch ein paar Säulen und rundherum Trümmer einer ganzen Stadt. Die Granita mit Granatapfelsaft ist genau die richtige Erfrischung
Der nächste Ort ist Agrigento, das Valle dei Templi. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus hin und werden nur mit FFP2 Maske zugelassen. Schon von weitem sieht man Säulen, Ruinen und auch einen Tempel. Das waren Orientierungspunkte für Seeleute, aber auch ein Zeichen des göttlichen Schutzes der Gegend. Sie stammen aus dem 6. Jh vC. Am besten erhalten oder wieder aufgebaut ist der Konkordiatempel von 430 vC. Vielleicht war er auch Demeter geweiht, darüber streiten sich die Forscher. Interessant ist doch, dass er dazwischen eine Kirche war. Ikarus ist auch hier gelandet. Gigantisch ist auch der Zeustempel. Da sind zwar nicht mehr so viele Säulen, aber als wir schon viel weiter sind, steht da angeschrieben, dass diese Steine der Altar waren. Den Abschluss bildet der Heratempel. Von dort gibt es eine tolle Aussicht auf den Verkehr.
Auf dem Camping ergeben sich viele Gespräche mit Nachbarn, die auch tolle Tipps weitergeben auf Italienisch natürlich, wir verstehen nicht alles. So führt uns die Weiterreise nach Villa Romana del Casale. Zuvor machen wir auf einem Agriturismo Halt. Ich wasche und hänge die Wäsche auf. Plötzlich geht die Sprinkleranlage an und meine Wäsche ist nasser aus der Maschine. Filippo bietet mir einen Wäscheständer an und meint, diesen Platz werde ich nie mehr vergessen. Er hat recht. Am nächsten Morgen stehe ich um 5.44 Uhr auf, weil da die Sonne direkt hinter dem Aetna aufgeht. Das ist viel unvergesslicher.
Die Villa Romana del Casale ist ein römischer Gutshof vom 1.-5. Jh. Lange war er unter Erde begraben und wurde dem Tourismus zugänglich gemacht. Alles kann im Einbahnsystem angesehen werden, so herrscht kein Stau. Das Bikini wurde nicht von Brigitte Bardot erfunden. Das gibt es schon seit 2000 Jahren wie die Föteli zeigen. Wir treffen Carla und Paul, ein Holländerpaar, zum dritten Mal an und beschliessen uns in Marina die Ragusa wieder zu treffen.
Von dort aus besuchen wir Ragusa mit dem öffentlichen Bus. So eine Busfahrt ist ein Erlebnis, besonders wenn der Fahrer um ein schräg parkiertes Auto drei Mal ansetzen muss, dass er ohne Kratzer daran vorbeikommt, nicht ohne laut zu hupen. Wir besuchen zuerst Ragusa Ibla, das alte Ragusa. 1693 wurde es von einem Erdbeben vollständig zerstört. Die reichen Kaufleute bauten ein neues auf, aber der Adel weigerte sich lange, seine Palazzi aufzugeben. 1926 wurden die beiden Städte zusammengelegt. Bei grosser Hitze steigen wir die steile Stadt hinauf. Zum Glück können wir immer wieder stehen bleiben, bewundernde Ahs und Ohs rufen, und Föteli davon knipsen. Nach dem Dombesuch wollen wir eine Ausstellung von Caravaggio besuchen – drinnen ist es nicht so heiss. Es gibt genau ein Bild von ihm. Für 7 Euro dürfen wir es ansehen.
Eigentlich wollte ich ja nach Ragusa, weil ich die Schokolade von Camille Bloch gerne esse. Da entdecke ich eine Tafel zu einer Schokolade Manufaktur mit Degustation. Auch dort ist es angenehm kühl und wir bekommen Schoggi von Ragusa zum probieren. Leider kennt der Besitzer die Schweizer Namensbase nicht. Wir wandern bis zum Giardino Ibleo. Dann fahren wir mit dem Bus zurück und am Lungomare essen wir Pizza
Zur Hitze: Wir sind in einer sehr heissen Zeit, tagsüber ist es bis 35 Grad und nachts kühlt es bis etwa 26 Grad ab. Wir schleichen dem Schatten nach, trinken literweise und sind froh um ein Windlein. Diese sind aber sehr rar. Übers Pfingstwochenende wählen wir einen Platz mit Schwimmbad. Aber da ist Grande Festa mit Musik weit in die Nacht hinein und am Morgen früh schon wieder. Also fliehen wir nach Noto, wo der Pächter von Marina di Ragusa einen eigenen Platz betreibt. Dort ist es schattig und ruhig
Der Besitzer fährt uns nach Noto, die schönste Barockstadt auf Sizilien. Auch sie wurde beim Erdbeben von 1693 zerstört und mit hellem Kalkstein wieder aufgebaut. Verkehr und Naturgewalten setzen ihm stark zu. Es wird an vielen Orten restauriert. Wir haben den Dom angeschaut, sieht von aussen schöner aus als innen. Besonders gefallen hat uns das Regierungsgebäude. Die Hauptgasse auf und ab schlendern reicht für diese Hitze.
Siracusa sei viel schöner als Ragusa meint der Besitzer des Campings. Wir lassen uns überzeugen und bleiben noch eine Nacht. Um 9.10 Uhr werden wir nach Avola gebracht und von dort fahren wir mit dem Zug nach Siracusa. Für den Eintritt ins griechische Theater bezahlen wir 15 Euro. Aber welche Enttäuschung: es ist ganz mit Holz abgedeckt, nix mehr griechisch. Vom Grab des Archimedes sehen wir auch nur ein paar Steine. Dafür können wir unsere Kenntnisse vom römischen Theater in natura sehen. Vor der Siesta besuchen wir den romanischen Dom. Aussen blendet er und innen gibt er viel Raum und Höhe. Santa Lucia kommt auch von hier. Ihr ist eine Seitenkapelle geweiht, die man nicht fotografieren darf. Das Föteli ist durch das Gitter aufgenommen. Es gibt viele pittoreske Gassen, schöne Balkone und Plätze. Wir kommen sehr müde wieder zum Camping.
Endlich wollen wir jetzt zum Aetna, den wir schon so oft von weitem gesehen haben. Wir fahren zum Rifugio Sapienza auf der Südseite und finden einen aussichtsreichen Platz, ganz Catania zu Füssen. Wir erkundigen uns nach Touren zum speienden Vulkan. Als Abendspaziergang umrunden wir den kleinen Silvestri Vulkan. Es windet schon stark und in der Nacht erbebt unser Wigwam immer wieder. Es ist klar, dass dies kein Vulkanwetter ist. Also entscheiden wir uns Reisebericht zu schreiben und bei klarerem Wetter auf der Nordseite eine Tour zu wagen, am besten am Abend, wenn man das Spucken auch sieht. Am Meer ist es 10 Grad wärmer nämlich 26 Grad.
Nach unseren Erfahrungen ist es besser eine Stadt unter der Woche zu besuchen. Also bleibt der Freitag, 10. Juni. Wieder finden wir eine Möglichkeit mit dem Zug und Bus nach Taormina zu fahren. Was uns überrascht: die Stadt ist sehr steil an einen Berg gebaut, jedenfalls macht der Bus endlose Kehren. Vom Zentrum an gehen wir zu Fuss zuerst zum griechischen Theater, das seinem Namen Ehre macht. Wir sehen noch Steine, Säulen und es ist ganz begehbar. Wir laufen alles ab und reihen uns dann in den Touristenstrom auf der Via Umberto I ein. Da gibt es so viele Läden, Kirchen, Restaurants, Bars und schöne Winkel. Bei einer Kirche wartet eine grosse Gesellschaft auf die Braut. Die Bräute haben in Italien mindestens eine Stunde Verspätung – ich spreche aus Erfahrung! Nahe bei dieser Kirche essen wir Canoli und trinken Kaffee, aber wir warten nicht auf die Braut. Wir entdecken ein kleines römisches Theater, das gar keinen Besuch hat und darum sehr ruhig ist. Um wieder zu Station zu kommen, warten wir eine halbe Stunde und am Bahnhof in Giarre nochmals zwanzig Minuten bis wir von der Frau an der Reception zum Camping gebracht werden.
Unser Platz ist wunderbar am Schatten unter Bäumen. In der Nacht wache ich bei einem platzendem Geräusch auf und es wird feucht. Wir schlafen unter dem offenen Dachfenster, nur mit Mückengitter gedeckt. Taubenscheisse! Es gibt eine grosse Putzaktion – aber mehr Natur geht nicht.