Andalusien



27. Dezember  Malaga 


Am 27. Dezember fahren wir mit einem ALSA-Bus nach Malaga. Wir buchen eine Hopp on–Hopp off-Tour und steigen in der Nähe der Kathedrale aus. Diesmal zahlen wir die 9 Euro. Ein Riesenbau mit schönem Chorgestühl. Es sind Schnitzereien von Heiligen und biblischen Figuren. Sonst sind wir schon fast übersättigt und ich finde die Themen und die Bilder wiederholen sich endlos. Also sind wir bald wieder draussen.


Weiter fahren wir auf die Festung Gibralfaro, eine super Aussicht. Allerdings ist das Meer silbrig und nicht blau wie im Führer beschrieben. Wir umrunden die Festungsmauer und fotografieren die Aussicht.

Zurück in der Stadt lassen wir uns durch die nun belebten und engen Gassen treiben. Wir essen ein paar teure Tapas bei denen das Brot extra berechnet wird.

Bei der Abfahrt zögert der Buschauffeur etwas, reisst dann unser Billett ein und jetzt wollen wir nur noch heim zum Bänz. Wir drücken die Stopptaste, aber der Bus hält nicht und fräst weiter nach Torre del Mar. Als wir aussteigen meint der Fahrer, es sei keine Station gewesen! Wir marschieren noch eine halbe Stunde zum Camping zurück und fallen müde ins Bett.


30. Dezember  Markt in Torox


Mit Margret und Wolfgang fahren wir auf Einkaufstour. Zuerst besuchen wir einen Wochenmarkt in Torox. Weiter führen sie uns zu einem riesigen Mercadona und zuletzt zu einem China Home wo es schlicht alles gibt, made in China wohlverstanden.


Jahresausklang/ Neujahr


Das Jahresende gestalten wir gemütlich. Ich backe einen Haselnusskuchen und lade die Nachbarn rechts und links zu Kaffee und Kuchen ein. Leider wird die Einladung vom Österreicher mit rechtspopulistischer Politik überschattet. Wir sind sprachlos und froh, als die Gäste wieder gehen. 


Gegen 18 Uhr wird der Himmel immer dunkler, Regen und ein Gewitter brechen los. Wir brechen auf zur Altjahressauna, kommen nass an und genau so nass wieder zurück. Die Wege sind fast überschwemmt und es ist schwierig den riesigen Pfützen auszuweichen. Wir essen ein Plättli und schlafen friedlich ins neue Jahr.


Am ersten Morgen im neuen Jahr möchte ich die Sonne am Meer begrüssen. Ihr Aufgang ist um 8.30 Uhr. Allerdings lässt sie sich Zeit – es schweben noch einige Wolken über dem Wasser.


2. - 7. Januar 2025  Beas de Granada


Auf dem Weg zu unserer nächsten Station, Granada zum Zweiten, machen wir Halt in Nerja. Ganz nahe des Ortskerns gibt es einen grossen Parkplatz auf dem wir den Bänz abstellen und zum Balcon de Europa spazieren. Dort spielt ein Gitarrist spanische Musik. Hans ist verzückt. Auf dem Hauptplatz vor der Kirche ist ein Konzert mit Chor und Orchester. Grad daneben erobern wir einen Platz in einem Café und lauschen dem Konzert bei Toast und Bier/Mineralwasser. Wir spazieren dem Meer nach und durch die Gassen. Zum Schluss nehmen wir einen Drink bei der Musik von Pablo Alcazar, der noch viel schöner spielt.


Dann fahren wir nach Beas de Granada, wo wir für fünf Nächte bleiben. Von dort aus erkunden wir Granada.



3. Januar 2025  Granada, ganz raffiniert bestohlen


Wir laufen nahe bei einem Busch durch, ein Mann kommt uns entgegen und läuft an uns vorbei. Plötzlich etwas Nasses am Kopf und Hans ist ganz verspritzt mit einer braunen Flüssigkeit, die schon aussieht wie Vogelschiss. Der Mann meint, es sei ein Vogel und er wisse wo es Wasser gibt. Er führt uns in einen kleinen Hausgang, gibt uns Wasser und Papiertaschentücher und hilft uns putzen. Hans soll seine Jacke abziehen um sie zu putzen. Auch ich habe die Sauce am Mantel und in den Haaren. Dann verschwindet er…. wir putzen draussen weiter und gehen dann in ein marokkanisches Kaffee um uns zu erholen.


Wir schlendern noch etwas in den Gassen und gehen früh heim um die Mäntel und uns zu waschen. Etwa um 18 Uhr öffnet Hans sein Portemonnaie, das er am Gurt befestigt hatte, und findet es leer. Darin waren eine Kreditkarte und 100 Euro in zwei 50 Euro-Scheinen. Der Kerl hat uns auf ganz raffinierte Weise bestohlen! Auch die Kreditkarte im Handy ist weg. Sofort sperrt Hans die Karten – der Kerl hat schon 185 Euro abgehoben. Langsam gehen uns die Ungereimtheiten auf: Der Vogelschiss roch nach Schokolade. Im Hauseingang konnte er uns ungestört ausnehmen. Wir waren so mit putzen beschäftigt, dass wir nicht auf ihn achteten.


Die Mäntel wurden trocken, Hosen sauber. Bei einem Teller Spaghetti wollen wir auf andere Gedanken kommen. Uns wurde geraten, einen Rapport bei der Polizei schreiben zu lassen. In der Nacht verfolgt uns die Geschichte. Sie war einfach so raffiniert.


Am nächsten Tag gehen wir zuerst zum Polizeiposten. Der Beamte ist sehr nett, die Verständigung etwas schwierig, weil er nicht gut Englisch kann. Da hilft der Google-Übersetzer und am Schluss kommen wir mit dem Formular heraus, sodass der materielle Schaden nicht so gross ist, aber die Frechheit und Gemeinheit verfolgt uns und ich ertappe mich immer wieder, wie ich nach hinten schaue, wenn uns jemand zu nahe folgt.

Wir erkunden alle Teile der Alhambra, die man ohne Billett erreicht. Wir wissen nämlich, dass am Montag Regen angesagt ist. Gegen Abend sind wir ganz KO von den Erlebnissen, den vielen Leuten, dem Gedränge und dem Lärm.


Sonntag 5. Januar in Beas de Granada


Auf der Suche nach Brot spazieren wir ins Dorf und kommen an einem kleinen Markt vorbei. Da gibt es sooo feine Orangen und Mandarinen. Sonntags bäckt niemand, aber in einer Bar erhalten wir ein Baguette frisch von gestern geschenkt. Der Duft von Grillgüggeli lockt uns an und ab 13 Uhr ist das bestellte fertig. Wir lesen und schreiben Reisebericht.


Montag, 6. Januar  Alhambra


Der Tag ist trüb, nass und kalt. Trotzdem hat es ganz viele Leute, die die maurischen Bauten besuchen wollen.

Im 8. Jahrhundert wurde Spanien von Nordafrika, den Mauren, her erobert und 756 war es muslimisch und hiess Al-Andalus, was dem heutigen Andalusien den Namen gab. Es gab verschiedene Dynastien. Eine davon waren die Nasriden, die diese Stadt in der Stadt (Medina al-Hamra = die rote Stadt) bauten. Es gab sieben Paläste, einfache Wohngebäude, einen Verwaltungsapparat, Gärten, Bäder, Moscheen, Kasernen und Gefängnisse. Die nasridischen Paläste sind die grossartigsten Zeugnisse muslimischer Baukunst.

1492 wurde Granada vom katholischen König Ferdinand III. erobert. Für das Grab der Königin Isabella von Kastilien wurde ein Palast abgerissen. Die Moscheen wurden in christliche Kirchen umgebaut. Im 18./19.Jh wurde die Stadt aufgegeben und dann von Ganoven und Schmugglern bewohnt. Auch Napoleon war da und wollte grosse Teile der Burg in die Luft jagen, wenn nicht ein mutiger Soldat die Zündschnüre durchschnitten hätte. Es waren Reiseschriftsteller und die Königin Isabella II. die auf das unschätzbare Kulturerbe hinwiesen. 1870 wurde die Alhambra als Nationalmonument anerkannt und umfangreich restauriert und wurde UNESCO-Weltkulturerbe. Zum Glück gerade noch die richtige Kurve gekriegt – so ein Reichtum, so ein Schatz gerettet. 


Wir fügen uns in den Menschenstrom ein und tauchen in eine neue, künstlerische und fantastische Welt ein. Muslime stellen keine Menschen und Tiere dar. Dafür haben sie einen riesigen Ornamentenreichtum auf Fliesen, in Holz und aus Sandstein gehauen. Die Paläste waren auch im Zentrum der Macht der Kalifen und darum auch sehr reich verziert. Dies ist an den Wänden, Decken und Säulen sichtbar. Es ist ein Spiel mit Licht und Wasser, Brunnen gehen mitten durch Innenhöfe und sprudeln in Räumen. Oft müssen wir lange warten oder rasch neue Winkel suchen um möglichst wenig unbekannte Leute auf den Föteli zu haben. Es gelingt selten. Hier ein paar Eindrücke: 


Nach den Palästen steigen wir auf der Festung herum. Das Wetter ist windig und für uns "unspanisch" kalt, die Aussichten und das Wolkenspiel sind spannend.


Nach soviel Kultur sollte der Magen wieder einmal berücksichtigt werden. Wir bestellen ein feines schönes Plättli Jamon und Queso. Obwohl heute Feiertag ist, haben die Souvenirläden in all ihrer Farbenpracht offen. Gegen Abend bringt uns der Bus wieder nach Beas de Granada.


7. - 10. Januar  Ronda


Also wir haben echt genug von Stadt und Trubel. Hans hat einen Naturpark gefunden, wo wir einen Spaziergang machen könnten. Wir fahren über Land und kurven zum El Torcal. Speziell sind die Gesteinsformen wie Steinplatten aufgeschichtet. Da oben auf 1200 müM bläst ein eisiger Wind und der rotbraune Boden ist vom Regen gestern ganz matschig und lehmig. Also verzichten wir auf die Wanderung. 


Zwischen Stauseen wollen wir in Ardales übernachten. Pech gehabt! Der Platz ist im Wald und voll! Zwar könnten wir noch an einem Strassenrand abhältig stehen, aber nach Ronda ist es nur noch eine Stunde und die nehmen wir unter die Räder.


Am Mittwoch, 8.1. marschieren wir strammen Schrittes die zwei Kilometer nach Ronda für einen ersten Eindruck. Die Stadt ist schon sehr alt, 900 aC siedelten die Kelten dort. Unter den Mauren erlebte die Stadt eine grosse Blüte. 1736 wurde eine Brücke über den Fluss Guadalevin eingeweiht, die aber nur sechs Jahre später einstürzte. 1757-1787 wurde die Ponte Nueve, 100 m hoch über dem Fluss gebaut. Sie gibt Ronda ihr spezielles Aussehen. Von der Touristeninformation gehen wir die belebte Fussgängergasse hinauf, vorbei an mindestens fünf Optikergeschäften. In einem kann Hans seine Brille flicken lassen. In der Sonne essen wir Salat, kaufen ein Billett für sechs Museen/Sehenswürdigkeiten. Auf dem Weg zurück zum Bänz besuchen wir die wahrscheinlich best erhaltenen arabischen Bäder. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert. Auf dem Camping El Sur haben wir mit Monica und Peter abgemacht. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen mit feinen Tapas und Sangria.


Camping El Sur


Wir lernen neu kennen, wie man auch noch campen kann. Neben uns steht nämlich ein «Panzer». Als der Fahrer seinen Quad aufbindet, sind wir neugierig und unsere Fragen werden bereitwilligst beantwortet. Energie kommt von Lithium-Batterien mit 1200 Ah. Er fasst 1000 l Wasser, das 11 mal aufbereitet werden kann. Solarzellen sind auf dem ganzen Dach, seitlich ausfahrbar. Alles ist elektrisch, kein Gas. Er kann einen Monat autonom reisen. Neben dem Quad haben sie noch Bikes dabei. Wie wohl so ein «Panzer» von innen aussieht? Wir erhalten eine Führung: Da hat es Abwasch-, Waschmaschine und Tumbler, grosser Kühlschrank, Tiefkühler, normale Duschkabine. Der «Panzer» ist auf einer Testfahrt und wird später mehrere Jahre in Australien verbringen. Wir sind sehr beeindruckt.

Also wirklich, dagegen ist unser Bänz ein Winzling: 1 Lithium-Batterie mit 180 Ah, 3 kleine Solarpanels, Kühlschrank 70 l, Frischwasser 100 l.


Am Donnerstag, 9.1. werden wir echte Kulturjäger. Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt und besuchen zuerst die Stadtkirche Santa Maria la Mayor. Sie war früher eine Moschee. Innen sieht man das kaum mehr, dafür entdecken wir einen Aufgang auf das Kirchendach mit höchst interessanten Ausblicken ins Innere und auf die Stadt. Am Glockenturm erkennen wir die Reste des Minaretts. Wir sind begeistert. 


Das Casa del Gigante zeigt uns ein Haus von sehr reichen Leuten. Eine gleiche Architektur wie im Nasridenpalast, nur viel kleiner. 


Dann besuchen wir kurz das Museum von Joaquin Peinado, einem Freund von Picasso. Von dort aus wandern wir die Schlucht hinunter, nahe an die Brückenpfeiler. Wir müssen alle einen Helm tragen. Mit dem Haarschutz darunter wird das Föteli viel lustiger.


Nun meldet sich der Hunger und wir essen fein an der Sonne. Wir haben nämlich noch etwas speziell spanisches vor. Wir besuchen die Stierkampfarena, eine der fünf der wichtigsten in Spanien.  Die Arena hat 60 m Durchmesser, was sich als schwierig für den Kampf erwies. Sie bietet 4000 Leuten Platz. Früher ritten die Matadore, bis Pedro Romero kam und den Kampf mit dem Stier zu Fuss aufnahm. Neben der Romero-Familie gibt es die Ordonez-Familie. Ihr berühmtester Sohn tötete über 5000 Stiere. Was wohl mit deren Fleisch geschah? Sie waren ja die am besten gehaltenen Tiere in Spanien.


Nach einer Kaffeepause besuchen wir das Museum des Ponte Nueve. Ich bin dann ziemlich KO. Monica und ich lädelen etwas und Peter und Hans gehen zum Bier. Bei ein paar feinen Tapas feiern wir das «Jagdende» und lassen uns vom Taxi zum Camping fahren. 


10. Januar  Setenil


Auf der Reise nach Cadiz halten wir im berühmtesten weissen Dorf Setenil. Es war ein Ort, wo Schmuggler und Banditen hausten und ihr Gewerbe trieben. Wir knipsen eine Menge schöner Föteli und in die Haupttouristengasse kommen wir zum Glück erst am Schluss. 


Die nächste Station ist El Puerto de Santa Maria. Von dort aus könnten wir mit einer Fähre direkt in die Stadt. Nix mit Sicht auf das Meer – es ist dichter Nebel, dass die Fähre ausfällt. Wir machen uns an die Reiseberichtsarbeit und warten auf die Sonne.



12. Januar  Cadiz


Am Sonntagmorgen lichtet sich der Nebel und am Mittag tuckern wir mit dem Katamaran in 40 Min. nach Cadiz. Es ist eine der ältesten Städte Europas. Schon die Römer waren hier, unter den Mauren gelangte die Stadt zu neuem Ruhm und sie verteidigte sich erfolgreich gegen die napoleonischen Truppen. 1812 wurde hier eine liberale Verfassung ausgerufen, die 3 Jahre Gültigkeit hatte. Der Hafen noch immer sehr gross, auch für die Aida, die wir schon in Norwegen gesehen haben.


Wir schlendern durch die Stadt. Sie ist ganz geometrisch angelegt, enge hohe Gassen mit den typisch maurischen Vergitterungen und Balkonen. Es ist Sonntag, die Aida hat Tausende ausgespuckt, und ganz viele andere Leute geniessen die Sonne. Die Kathedrale beeindruckt uns von hinten. Sie hat eindeutige Züge einer Moschee. Wir wandern weiter dem Meer entlang.

Beim Markt sind alle Läden zu aber alle Cafes sind voll und der Lärm fast ohrenbetäubend. Wir finden einen Olivenstand, wir dürfen probieren und kaufen zwei verschiedene, mit kleinsten Essiggürkli und mit Knoblauch. 


Nach Kaffee und Kuchen tuckern wir in der schönen Abendstimmung zurück nach El Puerto. Der Weg zum Camping zurück ist eine halbe Stunde Fussmarsch, der immer leuchtender werdende Abendhimmel ist die Belohnung. 


13. Januar   El Rocio


Den Tipp haben wir von Monica und Peter. El Rocio erscheint wie ein mexikanisches oder Western-Dorf. Die Strassen sind gestampfter Sand, am Wochenende sind die Leute nur mit Pferd und Wagen unterwegs. Leider ist Montag, trotzdem erhaschen wir ein Gespann. Die Wege sind viel weicher und sehr angenehm zu gehen, wenn man vom feinen Sand zwischen den Zehen absieht. El Rocio ist bekannt für sein Pfingstfestival. Da kommen die Leute zu Tausenden von überall her.


Wir kommen zum Zentrum mit einer grossen Wallfahrtskirche. Gerade ist eine Beerdigung zu Ende und viele Leute stehen herum. So besuchen wir nur einen Nebenraum, wo die Leute Kerzen anzünden für eine Bitte oder ein Anliegen an die schwarze Madonna.

Dann entdecken wir im See die Flamingos und versuchen sie fotografisch einzufangen.

Im Womo-Führer haben wir gelesen, dass es im Campingrestaurant feines Essen gibt. Wir essen eine Portion für zwei und erkennen, dass der Koch nicht zu Höchstform seines Könnens aufgelaufen ist.

Die Nacht ist ruhig und der Vollmond beleuchtet unsern Schlaf.


14. Januar   Auf nach Portugal


Wir hoffen, die Flamingos im schönen Morgenlicht zu sehen. Stattdessen entdecken wir wilde Pferde. 


Wir fahren weiter dem Naturpark Donana entlang nach Huelva und weiter über die Grenze nach Portugal. In Olhao finden wir einen Platz im Wald. Hans schafft es mit den Keilen den Bänz eben hinzustellen. Wir wollen kochen und kurz bevor wir die Spaghetti ins Wasser geben wollen, ist das Gas aufgebraucht.



Fortsetzung folgt.



weiter
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