Schon lange freuen wir uns auf Ax-les-Thermes. Da könnten wir uns in der Sauna aufwärmen und wieder ausgiebig duschen. Bei strömendem Regen kommen wir an. Und dann nur Frust: Sauna nur mit Badehose, der feine Charcutier hat zu und ebenso die Bäckerei. Im nächsten Dorf kaufen wir feines Brot und suchen einen Platz zum duschen. Aber alles ist zu. In Tarascon sur Ariège endlich stellen wir uns in eine Wiese. Es regnet die ganze Nacht weiter, sogar ein Gewitter zieht über uns hinweg, sodass wir bangen, ob wir wieder aus der Wiese kommen. Und juhee die Duschen sind wirklich warm und wir kommen gut nach Foix.
Foix
Wir besuchen die Burg von Foix. Obwohl die Grafen reich waren, war das Leben in diesen Mauern wohl nicht sehr angenehm und oft kalt. Die Grafen von Foix gewährten auch den Katharern Obdach und die Kreuzritter mussten sich die Zähne ausbeissen. Sie fiel 1229 durch Vertrag an die französische Krone. Wir tauchen nochmals tief in die Katharer Geschichte ein, sie ist im Museum gut dargestellt.
Montsegur
Der Montségur, der sichere Berg, war der letzte Zufluchtsort der Katharer. Er wurde über ein Jahr belagert und hatte kein eigenes Trinkwasser. Durch List konnte er 1244 eingenommen werden. Nach zwei Wochen Waffenstillstand wurden 200 Katharer vor die Wahl gestellt, ihrem Glauben abzuschwören oder auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Sie wählten das Feuer. In Gedanken versunken erklimmen wir den steilen Berg und versuchen uns vorzustellen wie da 600 Leute leben konnten und wie schrecklich die Kirche ihre Macht demonstrierte.
Der Nebel legt ein weiches Tuch über den Berg und gibt nur hin und wieder einen kleinen Ausschnitt ins Tal frei. Im Museum können wir unsere Vorstellungen ergänzen.
Auch Limoux ist ein Katharerort, aber die Kirche ist zu. Wir kaufen den Schaumwein, der schon seit 1600 hier produziert wird, Blanquette de Limoux.
Das Katharerland lässt uns noch nicht los. Wir fahren über eine enge Strasse durch Wälder über Hügel und in Täler – es ist die Route des Cathares. Zuerst haben wir einigen Gegenverkehr, das kann ja heiter werden. Es war nur bis zu bis zur Kreuzung mit einem Berglauf. Dann sind wir ganz allein. In Lagrasse besuchen wir ein Benediktinerkloster. Es war einmal sehr reich, aber in der französischen Revolution wurde das grosse Anwesen geteilt, damit man es besser verkaufen konnte. Natürlich gab es viele Besitzer. Ein Teil hat das Département Aude gekauft, restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den schauen wir uns gerne an. Im anderen Teil hat es wieder Leute, die klösterlich leben, aber 3 Stunden warten, bis sie öffnen, wollen wir nicht,lieber fahren wir nach Minerve.
Minerve
Das Städtchen liegt hoch auf dem Felsen zwischen den Flüssen Cesse und Brian und erinnert an den Creux-du-Van. Dies ist der letzte Katharerort, den wir besuchen. Nach der Plünderung von Beziers flohen viele nach Minerve. Nach fünf wöchiger Belagerung ergab sich die Stadt, der einzige Brunnen war zerstört und es war ein sehr heisser Sommer. 140 Katharer wählten den Flammentod. Die Stadt wurde wurde zerstört und wieder aufgebaut. Ein hoher Turm zeugt noch davon. Davon merkt man im heutigen Minerve nichts mehr. Im Museum ist es naturgetreu nachgestellt. Es gibt viele kleine Lädchen für Touristen. In einem degustieren wir Muscat und Rotwein und steigen beladen zum schönsten Stellplatz auf der ganzen Reise. Er steht oben auf einer Kuppe. Das Wetter ist schön und wir geniessen die Sonne bis sie untergeht und natürlich auch den Sonnenaufgang – einfach ein Geschenk. Immer wieder heute Abend auch, sprechen wir miteinander über Fanatismus, den wir aus unserer heutigen Sicht erkennen, Fanatismus der Kirche, aber auch der Katharer. Und wie ist es heute?
Auf einer engen Strasse, leicht breiter als ein Wanderwegli fahren wir weiter über Hochebenen, traumhaft. In einem Wald steht ein Pickup fast mitten in der Strasse, kein Durchkommen. Der Fahrer stellt sein Auto an den Rand und hält uns an. Ob wir wissen, was ein „sanglier“ ist? Mit Stolz erklärt er, er hätte gerade einen geschossen, er sei gleich da oben. Auf der Strassenböschung sehen wir einen breiten Wildschweinrücken und hechelnde Hunde daneben. Wahrlich, sie haben ihre Arbeit gut gemacht. Der Jäger meint, für ihn hätte es zu wenig Wildschweine. Interessantes Detail: er trug eine leuchtend orange Jacke und ein Käppi, damit man ihn gut sieht, ebenso die vielen anderen Jäger, die uns begegnen.
Millau und D 500
In Millau gibt es auch geführte Touren zur berühmten Brücke. So eine möchten wir mitmachen. Wir erfahren auch Neues: Der Wind ist eine ziemliche Naturgewalt. Je nach Stärke biegt sich die Brücke 60cm auf jede Seite. Wenn die Sonne brennt, wird die Fahrbahn 43cm länger. All das wird eingerechnet und entsprechend gebaut. Da staunt auch die Laiin.
Nach der Führung fahren wir auf den Pouncho d`Agast, einem Aussichtspunkt 500m über der Stadt. Es ist gerade gutes Flugwetter, eine Menge Tandemgleitschirme heben ab. Und das Überraschende: Auch die Geier schätzen die Windverhältnisse, jedenfalls kommen fünf, die zwischen den Gleitschirmen kreisen, als wollten sie sehen, was da los ist. Dann verschwinden sie.
Nun denken wir wirklich an die Heimreise und teilen die letzten Kilometer durch drei. Nächste Station ist Tain an der Rhone. Zuerst fahren wir auf der A75. Wir sind fasziniert von der Berg- und Talfahrt mit der wir innert kürzester Zeit von 1000m auf 500m kommen, mit 7% Gefälle auf 2km. Der schönste Abschnitt war die D 500. Sie führt über Hochebenen, hinunter in Schluchten und wieder hinauf, atemberaubend. Immer wieder gibt es Wegweiser zu romanischen Kirchen aber wir fahren heimwärts. Auf einer solchen Hochebene hätten wir gerne Zmittag gegessen, aber wir finden keine Ausfahrtstelle, dann halt erst im Wald.
Tain-Le-Herault
In Tain stehen wir in der ersten Reihe direkt an der Rhone. Die Stadt ist getrennt vom Fluss mit Tournon sur Rhone. Am Abend würden wir gerne auswärts essen. Nach einiger Suche finden wir das „Le Quai“ am Fluss und erhalten ohne Reservation die letzten beiden Plätze. Alle weiteren werden abgewiesen: Desolé complet. Wir freuen uns und geniessen das feine Essen.
Heimreise
Über Nebenstrassen fahren wir nordostwärts bis nach St. Pierre de Faucigny. Eine Übernachtung auf einem Stellplatz, gratis, wie es sie in Frankreich viel gibt. Noch einen letzten Halt in St. Gingolf F. Dort trinken wir Kaffee und essen ein süsses Törtchen zum Preis von 8.45 Euro. Dazu ein lustiges Gespräch mit zwei Wallisern. Die Grenze ist der Bach und dieser führt mitten durch den Ort. Also, dann kommen wir in die Schweiz und Preise und Regen nehmen exorbitant zu. Eine wunderschöne, spannende, und kulturell reiche Reise. Wir kommen wieder.